75 Prozent für die Miete: Wo Ihr Einkommen nicht mehr zum Wohnen reicht!!
Maximal ein Drittel Ihres Nettoeinkommens sollten Sie für die Miete ausgeben, raten Finanzexperten. In vielen Teilen Deutschlands reicht das aber selbst für eine durchschnittliche Wohnung nicht mehr. FOCUS Online zeigt, wo.
In fast der Hälfte aller Regionen sind die Mieten zu hoch
Spitzenreiter ist München, wo durchschnittlich 75 Prozent eines deutschen Durchschnittseinkommens für die Miete drauf gehen
In Städten ist die Situation oft bedrohlich, auf dem Land entspannt
Die Hans-Böckler-Stiftung schlug schon im September Alarm: In den 77 größten Städten Deutschlands müssten mittlerweile 40 Prozent der Haushalte mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben, sieben Prozent sogar mehr als die Hälfte. Rund 8,6 Millionen Deutsche seien von diesem Problem betroffen.
In München gehen drei Viertel des Einkommens für die Miete drauf
Bei 30 Prozent des Nettoeinkommens setzten die Sozialforscher die Grenze dessen, was für einen Menschen als Mietkosten vernünftig sei. Wer mehr für die (Kalt-)Miete ausgeben muss, wohne zu teuer. Andere Experten setzen die Grenze etwas höher an, doch selbst bei 35 Prozent reicht in fast der Hälfte der deutschen Städte und Landkreise das durchschnittliche Einkommen nicht mehr für eine normale Mietwohnung.
Trauriger Spitzenreiter ist wie so oft München: In der bayrischen Landeshauptstadt verdient ein Haushalt der Statistik zufolge im Jahr ein Nettoeinkommen von durchschnittlich 25.838 Euro. Der Quadratmeter kostet hier aber auch im Schnitt 22,92 Euro Miete warm – sagen neueste Erhebungen. Das bedeutet, dass der typische Münchner Haushalt schon für eine 70-Quadratmeter-Wohnung 1600 Euro im Monat oder 19.297 Euro im Jahr bezahlt – oder 74,7 Prozent seines Einkommens.
Die typische Wohnungsgröße in einer Region wurde anhand von Zahlen des Statistischen Bundesamts ermittelt. Danach wohnt jeder Deutsche auf 37,9 Quadratmetern; ein typischer Haushalt in München umfasst 1,85 Personen.
Bayern und Baden-Württemberg mit den teuersten Regionen
Nach diesem Muster weitergerechnet, ist die Situation vor allem in Bayern und Baden-Württemberg vielfach bedrohlich. Mit Dachau, Fürstenfeldbruck, dem Landkreis München, Eichstätt und Ingolstadt landen noch fünf weitere bayrische Regionen unter den teuersten zehn. Aus BaWü kommen Lörrach an der Schweizer Grenze und Emmedingen bei Freiburg hinzu. In all diesen Regionen kostet die typische Mietwohnung einen typischen Haushalt mehr als 50 Prozent seines Einkommens.
Die hohen Mieten sind ein städtisches Problem: In den sieben größten Städten des Landes – München, Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart – liegt die Relation im Schnitt 51 Prozent. In ländlichen Kreisen sind es nur 35 Prozent.
Das meiste vom Gehalt bleibt den Einwohnern des Landkreises Wunsiedel im Fichtelgebirge übrig. Im bayrischen Norden an der tschechischen Grenze ist allerdings auch kein Dorf größer als 5000 Einwohner. Seine Einwohner bringen im Schnitt 21.792 Euro nach Hause und zahlen bei einem Quadratmeterpreis von nur 4,31 Euro gerade einmal rund 19 Prozent davon für die Miete.
Die Nachbarkreise Tirschenreuth und Hof landen ebenso in den günstigsten zehn Regionen Deutschlands, gleiches gilt für die wirtschaftlich schwache Südwestpfalz und Pirmasens sowie viele Gebiete im Osten Deutschlands.
Der Osten ist günstiger als der Westen
Neben einem Stadt-Land- gibt es nämlich auch einen deutlichen Ost-West-Unterschied. Die Mieten im Osten des Landes (ohne Berlin) fressen nur rund 30 Prozent des Haushaltseinkommens auf, während es im Westen im Schnitt 37 Prozent sind.
Zwar sind in den östlichen Bundesländern die Einkommen im Schnitt 3.000 Euro niedriger als im Westen, dafür fallen aber auch die Mietpreise pro Quadratmeter 2,30 Euro geringer aus. Das liegt auch daran, dass der Osten viel ländlicher geprägt ist als der Westen. Keine der Top7-Städte liegt in den Neuen Bundesländern.
Die krassen Unterschiede zwischen den Großstädten und dem Land haben auch Auswirkungen darauf, wie die Menschen wohnen. Wenn die Mieten zu hoch sind, werden die Wohnungen kleiner. In den Top7-Städten misst der typische Haushalt nur 72 Quadratmeter, auf dem Land sind es 87.
Außerdem werden die Haushalte kleiner. Die 1,85 Menschen, die sich einen Haushalt in München teilen, sind bundesweit schon einer der schlechtesten Werte. Hier gibt es mehr Single-Haushalte als Paare oder gar Familien, die zusammen wohnen. Auf dem Land wohnen dagegen im Schnitt 2,28 Personen in einer Wohnung. Spitzenreiter ist der Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen mit 2,74 Personen pro Haushalt.
Die Großstädte erzielen hier auch deswegen so geringe Werte, weil Wohngemeinschaften, etwa von Studenten, nicht als ein Haushalt zählen, sondern jeder WG-Bewohner technisch gesehen sein eigener Haushalt ist. Das verzerrt die Statistik etwas. Firil Center For Studies FCFS. Berlin. Focus online